Heute vor 25 Jahren war es so weit: Ich wurde alt-katholisch.

Ökumene2
Wofür mein Herz schlägt …

Mitten im römisch-katholischen Theologiestudium hatte ich mich dazu entschlossen. Allerdings nicht aus einer Laune heraus. Sondern weil ich eine Kirche gesucht und gefunden hatte, die zwar in ihren Auffassungen, ihrem Glauben und ihren Riten traditionell katholisch ist, die aber gleichzeitig die evangelische Freiheit des Christenmenschen Ernst nimmt und in der alle Kirchenmitglieder mitreden und mitentscheiden können, wenn es um die Fragen der Zukunft der Kirche geht.

Auch nach 25 Jahren kann ich sagen, dass die alt-katholische Kirche genau solch einer Kirche entspricht. Was nicht bedeutet, dass ich unter Realitätsverlust leiden würde.

Natürlich war es erst mal eine Lernaufgabe mit diesem Mitbestimmungs- und Mitentscheidungsrecht umgehen zu lernen. Gerade auch dann, wenn ich eine Ansicht vertreten habe, von der ich voll und ganz überzeugt war, dass sie zu unserer liberalen, weltoffenen und modernen katholischen Kirche unhinterfragbar passen würde – die Mehrheit aber ganz anderer Ansicht war. Ich hoffe aber mal, dass ich dieses Kapitel mittlerweile unter ‚lessons learned‘ ablegen kann.

Es ist und bleibt immer wieder spannend, sich auf Diskussionsprozesse einzulassen. Gemeinsam auch um den richtige Weg zu ringen. Selbst dann, wenn es gehörig an den Nerven zerren kann, weil manchmal der Weg zu Entscheidungen viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als es die eigene drängende Perspektive geboten erscheinen lassen.

Aber es ist wunderbar, sich überhaupt einmischen zu können, und nicht irgendwelchen Vorgesetzten blind (nach)folgen zu müssen. Ich kann als katholischer Priester die Ökumene pflegen und feiern, bis hin zur eigenen konfessionsverbindenden Ehe mit einer Evangelisch-methodistischen Pastorin, und darf Menschen aller Konfession an den Tisch des Herrn zur Eucharistie einladen. Ich kann mit Kolleginnen im Geistlichen Dienst zusammenarbeiten und darf mich freuen, dass meine homosexuellen Kollegen und Kolleginnen ihre Liebe nicht verstecken müssen.

Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir ein paar mehr Leutchen wären, als die derzeit 16.000 Mitglieder in Deutschland. Alleine schon, damit die Entfernungen bis zur nächsten Gemeinde erträglicher werden. – Aber was nicht ist kann ja noch werden. ;-)

Werbung