ErentrudKraft_TAm Nachmittag des 15. März 2015 ist Erentrud Kraft im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit im Kreise ihrer Familie verstorben.

Erentrud Sprenzel wurde am 11. Februar 1934 in Neustadt an der Weinstraße geboren und wuchs ab 1937 in Neuburg an der Donau auf. Früh verlor sie ihre Eltern, die Mutter starb, als sie drei Jahre alt war, der Vater ist 1944 im Krieg verschollen. Nach dem Abitur (1953) nahm Erentrud Sprenzel das Studium der Katholischen Theologie, der Germanistik und der Geschichte an der Universität München auf, das sie 1958 mit dem Staatsexamen abschloss. Sie ging in den Schuldienst in Bayern, später in Baden-Württemberg (Mannheim, Karlsruhe) und Nordrhein-Westfalen (Köln-Porz). 1961 heiratete sie Sigisbert Kraft und schloss sich zusammen mit ihm dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland an. Die Pfarr- und später Bischofsfamilie lebte in Mannheim, Karlsruhe und in Bonn. Das Ehepaar hat vier Kinder und fünf Enkelkinder.

Die Liturgie als im Alltag gelebte und als reflektierte Praxis im Mittelpunkt allen kirchlichen Lebens war beiden Eheleuten ein zentrales Anliegen. Geprägt waren beide durch die Liturgische Bewegung, wie sie durch das Münchener Oratorium und auf der Burg Rothenfels gepflegt und entwickelt wurde. Erentrud Kraft wirkte seit 1990 (als erstes weibliches Mitglied) als Germanistin und Theologin in der Liturgischen Kommission mit, ausserdem verantwortete sie über Jahre den Liturgischen Kalender des Bistums. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist sie durch ihre kenntnisreichen, meist biographischen Beiträge über historische Gestalten aus der Geschichte des Christentums in der alt-katholischen Kirchenzeitung „Christen heute„, der sie auch bis 2003 als Redaktionsmitglied angehörte. Ihre biblisch orientierte Spiritualität wird auch sichtbar in ihren ökumenischen Bibelauslegungen in der Reihe „Mit der Bibel durch das Jahr“. Von 1990 bis 2001 führte sie die Willibrordbuchhandlung. Nach der Emeritierung von Bischof Sigisbert zog das Ehepaar nach Waghäusel-Kirrlach; seit 2007 lebte Erentrud Kraft wieder in Karlsruhe. In den letzten Jahren wurde es mit Fortschreiten ihrer Demenzerkrankung ruhiger um sie.

Die alt-katholische Kirche verliert in Erentrud Kraft eine profilierte und engagierte Theologin, die das Leben im Pfarr- und Bischofshaus massgeblich mitgetragen und -geprägt hat. Darüber hinaus galt ihre Liebe und Fürsorge neben ihrem Ehemann und ihren vier Kindern auch allen, die Rat und Unterstützung suchten. Nach einer Kinderpause trat sie 1970 wieder in den Schuldienst ein und unterrichtete als Oberstudienrätin mit großer Leidenschaft die Fächer Deutsch und Geschichte. Ihr Engagement für Kirche und Gesellschaft, für Liturgie und Diakonie (u.a. in der Betreuung von Asylbewerbern in Karlsruhe) ist unvergessen.

 Angela Berlis

TodesanzeigeErentrudKraft

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