
„Emsig, unverdrossen hab‘ ich mein ganzes Leben hindurch im Weinberg der Erkenntnis nach Schätzen gegraben, immer auch etwas gefunden, aber freilich oft ganz andere Dinge als die erwarteten.“ (Johann Josef Ignaz von Döllinger, 1876)
Am 10. Januar 1890 – vor 125 Jahren – verstarb im Alter von 90 Jahren mit Ignaz von Döllinger einer der Wegbereiter des Alt-Katholizismus. Der Münchner Kirchenhistoriker wurde am 28. Februar 1799 im fränkischen Bamberg geboren und starb in München. Er war Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Ehrenbürger der Stadt München und über viele Jahre Rektor der Ludwigs-Maximilians-Universität in München.
Auf Grund seiner Kritik an den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70) – der Unfehlbarkeit des römisch-katholischen Papstes und seiner obersten Richtergewalt, der sich alle unterwerfen müssen – wurde er 1871 vom damaligen Münchner römisch-katholischen Erzbischof Gregor von Scherr exkommuniziert. Viele Katholikinnen und Katholiken haben dieses Schicksal mit ihm geteilt.
Aus dem Protest gegen die Beschlüsse dieses Konzils ging die Alt-Katholische Kirche hervor. In ihr schlossen sich diejenigen zusammen, welche die Beschlüsse des Konzils nicht mittragen konnten und wollten. Döllinger blieb der alt-katholischen Gemeinschaft bis zu seinem Tod in kritischer Solidarität verbunden, nahm aber selten eine aktive Rolle innerhalb der Kirche wahr.
In Berufung auf die alte Kirche der ersten Jahrhunderte und im Festhalten an der Überlieferung der alten ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends gab sich die alt-katholische Kirche eine bischöflich-synodale Struktur, in der alle Kirchenmitglieder Mitsprache- und Mitentscheidungsrechte haben. Die Synode der deutschen alt-katholischen Kirche tagt alle zwei Jahre; sie besteht zu 2/3 aus gewählten Laien-Vertreterinnen und -Vertretern der Gemeinden und zu 1/3 aus Geistlichen. Während der synodenlosen Zeit steht dem Bischof ein von der Synode gewähltes Gremium (Synodalvertretung) zur Seite, welches gemeinsam mit dem Bischof die Kirche leitet.
Ignaz von Döllinger ist auch ein wichtiger Vordenker der ökumenischen Bewegung. Bei den von ihm initiierten ‚Bonner Unions-Konferenzen‘ in den Jahren 1874 und 1875, die er dann im Auftrag der alt-katholischen Kirche auch leitete, kamen erstmals orthodoxe, anglikanische, evangelische und altkatholische Theologen an einem Tisch zusammen, um über Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten der Annäherung miteinander zu sprechen. Aus diesen Gesprächen ging später (1931) die Kirchengemeinschaft der alt-katholischen Kirchen mit den anglikanischen Kirchen hervor.
Das Alt-Katholische Bistum und die Alt-Katholische Pfarrgemeinde München laden anlässlich des Gedenktages am 10./11. Januar 2015 zu einer zweitägigen Veranstaltung mit Bischof Dr. Matthias Ring und Prof. Dr. Angela Berlis ein. Nähere Informationen finden Interessierte auf der Website der Gemeinde.
Die Januar-Ausgabe der Alt-Katholischen Monatszeitschrift Christen heute hat das Schwerpunktthema ‚Ignaz von Döllinger‘.
Die Foto-Aufnahmen wurden vor drei Jahren an von Döllingers Grab auf dem alten Sendlinger Südfriedhof in München gemacht.