Das dürfte es schon ziemlich lange nicht mehr gegeben haben: Durch den Beitritt einer ganzen Gruppe zum Alt-Katholischen Bistum wird an einem Ort, der bislang eher ein weißer Fleck auf unserer Deutschland-Karte war, eine neue (Filial-) Gemeinde begründet. Insgesamt 13 Personen aus Wilhelmshaven (+ ein noch zu taufendes Kind) haben ihren Beitritt erklärt und werden am nächsten Sonntag, dem 13. Januar 13 in einem Gottesdienst in die alt-katholische Kirche aufgenommen. Die Aufnahme findet um 11.00 Uhr im Sonntagsgottesdienst der alt-katholischen Gemeinde Hannover statt, da diese als Pfarrgemeinde für ganz Niedersachsen zuständig ist und damit die Mutter-Gemeinde auch für Wilhelmshaven darstellt.
Die neue Gemeinschaft wird voraussichtlich ab dem Samstag, 16. Februar wöchentlich in der evangelisch-lutherischen Gemeinde St. Jakobi/Neuende (Kirchreihe 108, 26389 Wilhelmshaven) Gottesdienst feiern, im Regelfall wechselnd als Wortgottesdienst und Eucharistiefeier. Für die Eucharistiefeiern werden vor allem die Pfarrer von Hannover, Oliver Kaiser, und von Nordstrand, Georg Reynders, nach Wilhelmshaven kommen; um dies neben den Hauptgemeinden der beiden Pfarrer realisieren zu können, wird der Gottesdienst immer am Samstag-Abend um 18.00 Uhr stattfinden. Im Bedarfsfall werde auch ich noch einspringen. Die Wortgottesdienste werden von den WilhelmshavenerInnen selber vorbereitet.
Hintergrund der Entstehung dieser Gemeinde sind Auseinandersetzungen in der römisch-katholischen Kirche in Wilhelmshaven. Ende März 2012 wurde den römisch-katholischen Gemeinden in Wilhelmshaven mitgeteilt, dass vor dem Hintergrund abnehmender Zahlen von Gläubigen und Priestern, hoher finanzieller Anforderungen in der Gebäudenutzung und auf absehbare Zeit deutlich geringer werdender Finanzmittel fünf der bislang neun genutzten Kirchengebäude profaniert und ein weiteres umgenutzt werden sollten. Das römisch-katholische Gemeindeleben in Wilhelmshaven sollte sich statt dessen auf die drei verbleibenden Gemeinden konzentrieren. Dagegen entstand unter den römisch-katholischen Christinnen und Christen der betroffenen Gemeinden Widerstand, der schließlich sehr schnell dazu führte, über die Möglichkeit nachzudenken, sich einer anderen Kirche anzuschließen. In diesem Rahmen kam auch das Gespräch auf die alt-katholische Kirche.
Nach Kontaktaufnahme der Gruppe mit der alt-katholischen Kirche, Gesprächen und Besuchen alt-katholischer Gottesdienste entschlossen sich schließlich einige Mitglieder der Gruppe, sich dem alt-katholischen Bistum anzuschließen. Damit wurde der Kern für die alt-katholische Gemeinde in Wilhelmshaven gelegt.
Wer alles in aller Ausführlichkeit nachvollziehen will, sei auf das ‚St. Willehad Wilhelmshaven-Forum‚ verwiesen, in dem der gesamte Diskussions- und Entwicklungsprozess dokumentiert ist.
Angesichts der Erfahrungen, die ich schon mit zahlreichen Menschen gemacht habe, die sich zunächst für den Alt-Katholizismus sehr interessiert zeigten, deren Interesse aber häufig merklich abkühlte angesichts der Tatsache, dass die nächste Gemeinde oder Gottesdienststation dann manchmal recht weit entfernt lag und/oder auf Grund der geringeren Größe der Gemeinden nicht das Gemeindeleben realisiert werden kann, welches in den Großkirchen möglich ist, finde ich diesen Aufbruch in Wilhelmshaven überaus bewundernswert. Zumal den neuen Kirchenmitgliedern sehr klar ist, dass für die Einrichtung einer hauptberuflichen alt-katholischen Pfarrstelle die Mitgliederzahl vor Ort zunächst noch erheblich anwachsen muss, um eine solche finanzieren zu können.
Informationen über Termine und Gemeindeleben finden Interessierte auch auf der Website der Gemeinde unter www.alt-katholisch-wilhelmshaven.de