Plakat zum Besuch des Papstes 2006 in Regensburg - Fotograf: Brain farts - Quelle: http://www.flickr.de

Im Vorfeld des Ende September anstehenden Papst-Besuchs von Benedikt XVI. / Josef Ratzinger in Deutschland entspinnt sich interessanterweise in den evangelischen Kirchen scheinbar eine neue Diskussion über den Papst als ‚Ehrenoberhaupt aller Christen‘. Prominent diskutiert wird die Frage derzeit auf dem Portal evangelisch.de, welches über eine Forderung des ehemaligen Leiters des Konfessionskundlichen Instituts der evangelischen Kirche in Bensheim, Prof. Dr. Reinhard Frieling, berichtet.

Nach Ansicht von Frieling könne der Papst in außergewöhnlichen Situationen im Namen der gesamten Christenheit als deren Ehrenoberhaupt sprechen, wenn er auf eine hierarchische Durchsetzung seines gesetzgeberischen Anspruchs verzichten würde. Das Reformations-Jubiläum 2017 wäre der richtige Anlass, um solch eine Vision zu verwirklichen.

In diesem Zusammenhang ist es sicherlich hilfreich, auch auf eine frühere Äußerung von Frieling zu blicken, die auf der Website des Konfessionskundlichen Institutes nachzulesen ist. Dort macht er deutlich, dass es nicht um eine Gemeinschaft „unter“ dem Papst gehen könne, sondern bestenfalls „mit“ dem Papst. Zudem macht er dort auch deutlich, dass der Papst „in außergewöhnlichen Situationen in Absprache mit den anderen im Namen der ganzen Christenheit sprechen könne.

Ähnlich hatte sich auch schon die Alt-Katholische Kirche im Kontext eines Römisch-Katholisch / Alt-Katholischen Dialogprozesses positioniert.

Wenn der Papst die Rolle eines gemeinsamen Ehrenoberhauptes und/oder Sprechers der gesamten Christenheit einnehmen soll, fände ich allerdings auch folgende Überlegungen sinnvoll:

  • wenn der Papst für alle sprechen können soll, sollte er auch von allen gemeinsam (alt-katholisch, anglikanisch, evangelisch, evangelisch-methodistisch, römisch-katholisch, orthodox, …) gewählt werden, und nicht nur von einer kleinen Gruppe hochrangiger männlicher Geistlicher der römisch-katholischen Kirche;
  • daraus folgt unmittelbar, dass der Papst nicht unbedingt römisch-katholisch sein müsste, sondern auch einer anderen der christlichen Konfessionen angehören könnte;
  • das hat zur Folge, dass der Papst dann selbstverständlich auch verheiratet sein können sollte;
  • und da zahlreiche Kirchen die Frauenordination aus guten theologischen Gründen bereits verwirklicht haben, fände ich es nicht zuletzt ziemlich prima, wenn der Papst auch eine Päpstin, sprich: eine Frau sein können sollte.

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… man wird ja wohl noch träumen dürfen …