Foto: Christ John Beckett

Im Weblog des britischen Telegraph war heute eine wunderbare Geschichte über den Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams zu lesen (mein Dank an Bishop Pierre Whalon für den Hinweis!):

Alex Renton ist kein gläubiger Christ. Aber dennoch schickt er seine sechsjährige Tochter Lulu auf eine kirchliche Grundschule. Ihr Grundschullehrer forderte sie auf, folgenden Brief zu schreiben: „An Gott! Wer hat Dich erfunden?“

Herr Renton schickte das Schreiben dann als E-Mail an die Schottische Episcopal-Kirche – die nicht antwortete. Auch die angeschriebenen Presbyterianer antworteten nicht. Und die schottische römisch-katholische Kirche antwortete zwar, aber die Antwort war theologisch hochkomplex.

Nicht zuletzt schickt er aber den Brief auch noch an Rowan Williams als dem Erzbischof der Anglikanischen Gemeinschaft.

Und von dort kam folgende Antwort:

Liebe Lulu,

Dein Vater hat Deinen Brief weitergeleitet und angefragt, ob ich antworten kann. Der Brief ist sehr schwierig. Aber ich glaube, Gott würde ungefähr so antworten:

„Liebe Lulu,

niemand hat mich erfunden – aber viele Menschen haben mich entdeckt und waren direkt überrascht. Sie entdeckten mich, als sie sich auf der Erde umschauten und feststellten, dass es hier wirklich wunderschön ist oder ziemlich geheimnisvoll, und als sie sich fragten, wo das alles her käme. Sie entdeckten mich, als sie sich in die Stille zurückzogen und auf einmal eine Art von Frieden und Liebe empfanden, die sie nicht erwartet hatten.

Sie erfanden Ideen von mir – manche von ihnen sehr sinnvolle, andere nicht sehr sinnvolle. Ab und zu habe ich den Menschen auch ein paar Hinweise auf mich zukommen lassen – vor allem mit dem Leben von Jesus – um sie näher an das heranzuführen, was ich tatsächlich bin.

Aber es gab nichts und niemanden vor mir, der mich hätte erfinden können. Ähnlich, wie jemand eine Geschichte in einem Buch zu schreiben beginnt, fing ich selber an, die Geschchte der Welt zu schreiben und erfand Menschen wie Dich, die mir unangenehme Fragen stellen.“

Und dann würde er liebevoll grüßen und sich verabschieden.

Ich weiß, dass er normalerweise keine Briefe schreibt. Und deswegen habe ich es, so gut ich konnte, in seinem Namen getan.

Mit herzlichen Grüßen

+ Erzbischof Rowan

Der Kommentator im Weblog des Telegraph ist davon überzeugt, dass dieser Brief mehr über die Theologie von Rowan Williams aussagt, als so mache Bemerkung auf einer Synode. Und er ist absolut begeistert davon, dass sich Williams, der als Erzbischof von Canterbury und Vorsitzender der Anglikanischen Kirchen ja genug um die Ohren hat, die Zeit nimmt, einem kleinen Mädchen eine wirklich durchdachte Antwort zu geben.

„Das hast Du gut gemacht, Rowan“, soll die Reaktion der Mutter von Alex Renton gewesen sein. Und der Kommentator stimmt dieser Einschätzung zu.

Wer alles nochmal original auf Englisch nachlesen will. Hier ist der Link: A six-year-old girl writes a letter to God. And the Archbishop of Canterbury answers