Ölgefäß mit den liturgischen Ölen für Taufe, Firmung und Krankensalbung

Am Sonntag, 27. März 2011, können Gottesdienst-Teilnehmende das Sakrament der Krankensalbung empfangen. Alle Interessierten sind, unabhängig von ihrer Konfession, zu diesem Gottesdienst um 17.00 Uhr in die Michaliskirche in Erfurt eingeladen.

Die Krankensalbung ist ein Sakrament, welches uns deutlich macht, dass Gott uns heil will, dass Gott unser Heil will. In allem Unheil, welches wir erleben. In allem Unheil, welches wir selbst oft genug anrichten. – Vor dem Hintergrund der Atomkatastrophe von Fukushima ein leider wieder offensichtlich aktuelles Thema.

Dem Volksmund ist die Krankensalbung häufig als „Letzte Ölung“ bekannt. Entsprechend wird sie mit starker Zurückhaltung betrachtet: Wenn ein Mensch dieses Sakrament empfängt, ist wohl alles verloren, und der Tod ist nahe.

Dass diese Salbung den missverständlichen Namen „Letzte Ölung“ bekommen hat, ist Folge einer viele Jahrhunderte zurückliegenden Entwicklung: Das Sakrament der Krankensalbung wurde in den Jahrhunderten vor der ersten Jahrtausendwende nach Christus mehr und mehr vernachlässigt. Dies hing unter anderem damit zusammen, dass das Krankenöl oftmals schwer zu beschaffen und damit nicht selten gar nicht vorhanden war. Im 9. Jahrhundert bemühten sich daher viele Synoden darum, die Krankensalbung wieder stärker ins Bewußtsein zu rücken.

Einige Synoden forderten die Priester in diesem Zusammenhang auf, das Sakrament der Krankensalbung wenigstens bei schwerer, lebensbedrohlicher Krankheit zu spenden. Diese Aufforderung brachte es mit sich, dass die Formulare dafür in die Textsammlungen aufgenommen wurden, die der praktischen Verwendung am Sterbebett dienten, und alles enthielten, was dabei notwendig sein konnte.

In Folge dieser Texteinordnung wurde die Krankensalbung mehr und mehr als Vorbereitung auf das Sterben verstanden – obwohl die dabei verwendeten Texte gar keinen Anhalt dafür boten.

Um die erste Jahrtausendwende war es dann bereits so weit, dass aus der Aufforderung, die Krankensalbung wenigstens bei schweren, lebensbedrohlichen Krankheiten zu spenden, die Bestimmung geworden war, dieses Sakrament nur noch denen zu spenden, die bereits totkrank waren.

Für den Scholastiker Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert war dann klar, dass die entscheidende Wirkung der Krankensalbung darin bestünde, den Menschen auf die Herrlichkeit bei Gott vorzubereiten, ihm die Kraft zu schenken, überhaupt in der Glorie bei Gott leben zu können: Die Krankensalbung war endgültig zur letzten Ölung geworden.

Mit dem Angebot, die Krankensalbung in einem „normalen“ Gottesdienst empfangen zu können, möchte ich dieses Sakrament wieder aus seiner „Letzte-Ölung-Nische“ herausholen, und ihm den Platz zurückgeben, der ihm zukommt.