Die derzeit (noch) amtierenden Kinderbischöfinnen in Ottstedt - Quelle: Pressematerial EKM

Ab heute wird die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland wieder um eine besondere Form von Bischöfinnen & Bischöfen reicher: Kinderbischöfe.

Seit 11 Jahren wird dieser sehr alte Brauch immer am Nikolaustag in Ottstedt bei Magdala durchgeführt. Er geht zurück auf eine mittelalterliche Tradition, die erst im 16. Jahrhundert langsam in Vergessenheit geriet. Schon der Theologie, Philosoph und Humanist Erasmus von Rotterdam hatte das Amt des Kinderbischofs inne.

Der neue Kinderbischof in Ottstedt kann nach seiner Wahl ein Jahr lang in Kommune und Kirchengemeinde mitbestimmen, indem er sich gegenüber Pfarrer, Bürgermeister und Stadträten für die Interessen der Kinder des Ortes einsetzt. Er wird zu Sitzungen von Gemeindekirchenrat und Stadtrat eingeladen, und tritt in der Öffentlichkeit, in Zeitung und Radio auf.

Eingeführt hatte diese Tradition in Ottstedt vor 11 Jahren der dortige evangelische Pfarrer Martin Krautwurst. Er vertritt die Ansicht, dass Kinder wesentlich stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden müssen, welche Kinder betreffen. So konnten die Thüringer Kinderbischöfe in den letzten Jahren schon viel erreichen: Im Pfarrgarten von Magdala wurde ein Kinderspielplatz eingerichtet, die Straßenbeleuchtung auf dem Schulweg wurde verändert und vor der Grundschule wurde der Zebrastreifen durch eine Ampel ersetzt.

Bis zur Wahl um 17.00 Uhr amtieren übrigens derzeit noch drei Kinderbischöfinnen. Bei der letzten Wahl konnten sich die Kinder nicht auf einen Kandidaten einigen. Pfarrer Krautwurst dazu: „Mitra, Bischofsornat und Hirtenstab wurden aufgeteilt. So einfach kann das Teilen von Macht sein.“