Die neue Bibliothek des Augustinerklosters zu Erfurt - Fotograf: Walter Jungbauer

Heute wurde die neu erbaute Bibliothek des Augustinerklosters zu Erfurt eröffnet.

Sie wurde auf den Grundmauern der historischen Bibliothek errichtet, welche am 25. Februar 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. 267 Menschen, die im Keller der Bibliothek Zuflucht gesucht hatten, kamen dabei ums Leben. Nur ein junges Mädchen und ein kleiner Hund konnte lebend aus den Trümmern gerettet werden.

Am 25. Februar 2008 wurde der Grundstein für die Neuerrichtung der Bibliothek gelegt, die nun heute ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Mit dieser Grundsteinlegung wurde das Augustinerkloster gleichzeitig Nagelkreuz-Zentrum (vgl. „Im Zeichen der Versöhnung„).

Die Narbe, welche die Zerstörung der Bibliothek in vielfacher Weise gerissen hat, wird und soll aber bleiben. Denn auch in der neu erbauten Bibliothek soll an den Krieg und an die Opfer erinnert werden, die er gefordert hat. Daher ist im Kellergeschoss nun das Nagelkreuz aufgestellt. Es ist eine Gedenkstätte für die Opfer, die bei dem Bombenangriff ums Leben kamen, und ein Ort der Versöhnung und des Friedens. An jedem Freitag soll nun zukünftig – genau wie in allen anderen Nagelkreuzzentren (vgl. dazu „Nagelkreuzgemeinschaft„) – das Mittagsgebet um 12.00 Uhr als Versöhnungsgebet gestaltet werden.

Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), in welcher das Augustinerkloster liegt, Bischöfin Ilse Junkermann, sagte beim Festgottesdienst in ihrer Predigt zu Jesaja 58 zu dieser Narbe: Es war ein „Häuserfasten“, welches die Menschen hier über 65 Jahre mit dieser Bau-Lücke durchgehalten haben. Und das sei auch gut so gewesen. Denn diese Lücke führte die Folgen des Krieges vor Augen und erinnerte stellvertretend für alle Opfer des Krieges an die Opfer, die gerade auch an diesem Ort zu beklagen waren. Es war eine Fastenzeit, die – wie jede Fastenzeit – uns half, uns auf das Wesentliche zu besinnen.

Daher sei es auch gut, dass die neuen Räume jetzt Orte auch für den Diskurs über Frieden und Gerechtigkeit werden sollten, und dass in der Gedenkstätte am Nagelkreuz zukünftig regelmäßig das Gebet um Versöhnung gesprochen werde.

Die Lutherstätte Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt ist ein im 13. Jahrhundert erbautes Kloster im historischen Altstadt-Zentrum Erfurts. Besondere Bedeutung hat das Kloster unter kirchengeschichtlichem Hinblick, da in ihm der spätere Reformator Martin Luther zwischen 1505 und 1511 als Augustinermönch gelebt und gewirkt hat. Zwischen 1502 und 1516 wurde die ursprüngliche Bibliothek des Klosters erbaut; Martin Luther hat daher zumindest Teile der Bauarbeiten an der historischen Bibliothek selber miterlebt.

Im Moment konzentriert sich das Augustinerkloster daneben vor allem auf die notwendige Restaurierung der historischen Glasfenster der Augustinerkirche. Rund 81.000 Euro an Spenden konnten bereits eingeworben werden (vgl. dazu: Luthers Erbe bewahren).

Hier noch ein paar Schnappschüsse von heute aus unterschiedlichen Perspektiven: