Es war ein schönes Fest der Ökumene, dieser 2. Ökumenische Kirchentag in München. Es zeigte sich eine große Vielfalt und gleichzeitig auch ein überall spürbarer Wunsch nach mehr Einigkeit, nach mehr Gemeinsamkeit der verschiedenen Konfessionen – gerade auch bei der Frage nach der Ökumenischen Eucharistie. Ich denke, der deutliche und anhaltende Beifall, den der römisch-katholische Präsident des Ökumenischen Kirchentages, Alois Glück, beim heutigen Abschlussgottesdienst des ÖKT erhielt, als er die Kirchenführungen aufforderte, für konfessionsverbindende Ehepaare hier endlich eine Lösung zu finden, zeigte nur nochmal das deutlich, was den ganzen ÖKT über thematisiert wurde.

Und auch über die zahlreichen Veranstaltungen, bei denen Alt-Katholikinnen & Alt-Katholiken mitwirken konnten, war ich sehr erfreut (zuletzt ist  sogar noch die alt-katholische Pfarrerin Alexandra Caspari bei einem Podium zum Thema „Im Dienst des einen Herrn. Das kirchliche Amt in der ökumenischen Diskussion“ auf einen Podiums-Platz gekommen). Und natürlich habe ich auch die wunderbare Ökumenische Eucharistiefeier nach der Lima-Liturgie genossen, welche von Alt-Katholischer, Anglikanischer und Evangelischer Seite am Donnerstag miteinander gefeiert wurde (Bericht in der Braunschweiger Zeitung: „Der Trick mit dem gemeinsamen Abendmahl„).

Trotzdem bleibt bei mir auch ein gewisses Gefühl der Irritation: Die Medienbericht-Erstattung zum Thema Ökumene dieses ÖKT – und wohl nicht nur dieses ÖKT – war mal wieder ziemlich klar auf die beiden Großen – Römisch-Katholische Kirche und Evangelische Landeskirchen – ausgerichtet. Die Orthodoxie kam zumindest noch einigermaßen vor; aber auch nur fast am Rande. Und wenn sie nicht mit ihrer Initiative des Ökumenischen Brot-Teilens resp. der Ökumenischen Vesper nach byzantinischem Ritus am Freitag-Abend auf dem Odeonsplatz dem schon genannten Thema ein gewisses Ventil verschafft, und dadurch Aufmerksamkeit erzeugt hätte (vgl. u.a. „Kirchentag: Das Abendmahl, das keines war“ auf evangelisch.de), wäre sie wahrscheinlich auch kaum medial aufgefallen. Aber die Freikirchen, die Anglikaner und die Alt-Katholische Kirche waren in dem, was ich bislang zu lesen, zu hören und zu sehen bekommen habe, eigentlich nicht präsent (kleine Ausnahme ist der schon erwähnte Bericht in der Braunschweiger Zeitung, auf den ich über den Blog von Stephan aufmerksam wurde).

Bezeichnend, dass selbst beim Live-Radio-Bericht auf BR1 vom heutigen Abschluss-Gottesdienst beim Predigt-Impuls von Bischöfin Rosemarie Wenner nicht erwähnt wurde, dass sie die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche ist. Man muss ja fast fragen, ob die beiden Moderatoren sie evtl. ganz einfach unter „evangelisch“ subsummiert haben, weil sie mit „Evangelisch-methodistisch“ nichts angefangen konnten. Zumindest in den Nachrichten auf Deutschlandfunk wurde die konfessionelle Bezeichnung dann auch korrekt erwähnt.

Sicherlich ist verständlich, dass sich die Medien vorrangig für die beiden großen Konfessionen interessieren. Immerhin machen sie mit jeweils rund 30% an der Gesamtbevölkerung den größten Teil aller Christinnen und Christen in unserem Land aus. Der Orthodoxie hängen rund 1,5% aller Deutschen an, und die anderen Konfessionen sind eher im o,x%-Bereich anzusiedeln.

Damit geht allerdings auch ein echtes Verständnis für Ökumene, und für das, was in der Ökumene schon erreicht wurde, verloren. Und nicht zuletzt auch ein Verständnis davon, was durchaus auch erreicht werden kann oder könnte – auch zwischen den beiden Großen. So verbleibt vieles was ich auf diesem Kirchentag in Sachen weiterer Annäherung der (beiden großen) Konfessionen gehört habe, eher im appellativen „man müsste“, „man sollte“ und in dem „wir müssen Geduld haben“, „wir sind noch nicht so weit“, … . Ein Aufschub in den Sankt-Nimmerleins-Tag, der zum Schaden der Glaubwürdigkeit des gesamten Christentums ist, weil wir Versöhnung und Frieden predigen, aber es noch nicht einmal zustande bringen, miteinander in der Eucharistie / im Abendmahl das Brot und den Wein dessen zu teilen, der unser gemeinsamer Herr und Bruder ist: Jesus Christus.

Ich kann die Unruhe verstehen, die sich an der Basis der Kirchen breit macht. Es ist Zeit für eine versöhnte Verschiedenheit. Wir wären ein gutes Beispiel für die Welt.

Hier noch ein paar subjektiv-alt-katholische Eindrücke vom ÖKT (baf auf dem ÖKT, Stand der Alt-Katholischen Kirche auf dem ÖKT u.ä.):

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