
In einer kleinen Rede am Ende des gestrigen Bischofsweihe-Gottesdienstes in der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe erinnerte unser neugeweihter Bischof Matthias seine Alt-Katholische Kirche daran, dass er auch als Bischof ein Mensch mit Stärken, aber auch Fehlern und Schwächen bleibe. „Ihr habt einen Bischof gewählt, keinen Messias“, so Bischof Matthias. Und auch, wenn er den Menschen jetzt häufig mit Bischofs-Stab und Mitra begegnen würde, solle man immer bedenken: „Unter der Mitra ist auch nur ein Mensch.“
In einer knapp zweieinhalbstündigen feierlichen Weihe-Liturgie war Bischof Matthias vorher von seinem Vorgänger Bischof Joachim Vobbe zum zehnten Bischof des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken geweiht worden. Im November letzten Jahres hatte eine Bistumssynode den Regensburger Pfarrer Dr. Matthias Ring zum neuen Bischof für Deutschland gewählt.
Auch die anderen anwesenden Alt-Katholischen Bischöfe sowie die mit der Alt-Katholischen Kirche in Kirchengemeinschaft stehenden anglikanischen Bischöfe legten Bischof Matthias die Hände auf. Im Anschluss wurden der neugeweihte Bischof gesalbt, und ihm wurden Evangeliar, Ring, Mitra und Stab als Zeichen seines bischöflichen Dienstes überreicht. Die diesem Artikel beigefügten Bilder vermögen einen kleinen Eindruck von diesem beeindruckenden und bewegenden Gottesdienst vermitteln.
Besonders bewegt hat mich persönlich die Anwesenheit und das Segenswort des ehemaligen Landesrabbiners und jetzigen Rektors des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam, Dr. Walter Homolka. Er erzählte, dass seine Studierenden es schon als ungewöhnlich empfunden hätten, als er ihnen am Vortag mitgeteilt habe, dass er am Schabbat an einer katholischen Bischofsweihe teilnehme. Er fühle sich aber hier als Freund unter Freunden, und dürfe die Grüße von 2 Millionen liberaler Juden übermitteln. Homolka machte auch deutlich, dass Juden und Christen einen gemeinsamen Auftrag haben: „Es ist die gemeinsame Aufgabe von Juden und Christen, die Botschaft von dem einen Gott auf Erden zu verbreiten.“ – Die besondere Bedeutung der Anwesenheit von Homolka wird durch einen Blick auf die Geschichte deutlich: Teile der Alt-Katholischen Kirche sind im so genannten Dritten Reich den Versuchungen des Nationalsozialismus erlegen. Bischof Matthias hatte diesen Teil unrühmlichen Teil der Geschichte der Alt-Katholischen Kirche in seiner 2005 eingereichten Promotion „Katholisch und deutsch – Die alt-katholische Kirche Deutschlands und der Nationalsozialismus“ gründlich aufgearbeitet.
Pressemitteilung des Bistums zur Bischofsweihe: „Wurzeln in der katholischen Tradition – leben aus dem evangelischen Geist der Freiheit„