Anglikanische Bischöfinnen auf der Lambeth Konferenz 2008 - Foto: scottgunn - Quelle: http://www.flickr.de

Wie die kirchlichen Nachrichtenagenturen epd und kna melden, sind die Konflikte in der Anglikanischen Kirche rund um die Themen „Bischöfinnen“ und „Homosexualität“ immer noch virulent. Mitte 2008 hatte es diesbezüglich im Vorfeld der alle 10 Jahre stattfindenden Versammlung aller anglikanischen Bischöfinnen und Bischöfe – der so genannten Lambeth-Konferenz – bereits erhebliche Spannungen gegeben. Damals hatten sich rund 1.100 anglikanische Kirchenvertreter & Kirchenvertreterinnen, darunter auch 291 Bischöfe, die gegen die Frauenordination und gegen die Zulassung homosexueller Menschen in den priesterlichen Dienst sind,  in Jerusalem zu einer “Globalen Anglikanischen Zukunftskonferenz” versammelt (vgl. dazu „Droht Spaltung bei den Anglikanern?„).

Nun scheinen die Spannungen, die durch die Lambeth-Konferenz etwas abgefedert wurden (vgl. „Mit Wanderstiefeln an den Füßen„), neu aufgeflammt zu sein. Bereits im Sommer des letzten Jahres hatten konservative Anglikaner in den USA die „Anglican Church in North America“ (ACNA) gegründet (vgl. „Brechen die anglikanischen Kirchen auseinander?„). Sie versteht sich nach eigenen Angaben als Alternative zur „Episcopal Church in the USA“ (ECUSA), dem amerikanischen Zweig der anglikanischen Kirchen. Die ACNA strebt eine Anerkennung durch die anglikanische Weltgemeinschaft an.

Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und Ehrenoberhaupt der weltweit rund 77 Millionen anglikanischen Christinnen und Christen warb nun im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen in der anglikanischen Gemeinschaft bei einer Rede vor der anglikanischen Generalsynode, die derzeit in London stattfindet, um tragfähige Lösungen, mit denen alle Gruppen leben könnten. Es müsse eine Lösung gesucht und gefunden werden, die allen Würde und Freiheit zu ihren eigenen Bedingungen erlaubt, so Williams. Es reiche nicht aus, die Bedenken oder Probleme des jeweils anderen Lagers einfach beiseite zu wischen, sagte er in Bezug auf die Ordination von Frauen zu Bischöfinnen. Derzeit hätten sowohl Gegner als auch Befürworter der Frauenordination oft das Gefühl, dass die jeweilige Gegenseite ihre Gewissensgründe nicht Ernst nehme.

Der traditionalistische Flügel in den Anglikanischen Kirchen lehnt die Bischofsweihe von Frauen ab. Diesen Gruppen beharren auf Sonderstrukturen, unter anderem mit männlichen Hilfsbischöfen (so genannten „Flying Bishops„). Diese sollen in Diözesen, die von Frauen geleitet werden, Gemeinden und Gläubige betreuen, die Bischöfinnen nicht akzeptieren. Einige Gruppierungen drohen damit, ihre Geistlichen künftig außerhalb der Kirche von England auszubilden.

Die notwendigen kirchenrechtlichen Regelungen sollen abschließend von der Generalsynode im Juli beraten werden. In der Kirche von England könnten nach den Beschluss der dortigen Synode 2008 (vgl. „Demnächst Bischöfinnen in der Kirche von England„) bereits 2012 die ersten Bischöfinnen geweiht werden. In Nordamerika, Neuseeland und Australien gibt es solche Bischöfinnen bereits.

Im Blick auf die anhaltenden Diskussionen um die Weihe homosexueller anglikanischer Bischöfe lobte der Primas eine „zunehmend geduldige, mitfühlende und dankbare“ Haltung gegenüber Homosexuellen in vielen anglikanischen Ortskirchen. Zudem dürfe man nicht übersehen, dass es unter ihnen viele engagierte Christen und aufopferungsvolle und vorbildliche Priester gebe, so Williams. Diese Wertschätzung könne jedoch nicht eine Entscheidung der größeren anglikanischen Gemeinschaft und anderer Kirchen vorwegnehmen.

Dabei betonte Williams gleichzeitig die Verantwortung für andere Christinnen und Christen in anderen Kulturkreisen. Die Freiheit, die sich die anglikanische Kirche mit der Weihe eines in homosexueller Partnerschaft lebenden Bischofs resp. einer Bischöfin nehme, habe faktisch eine „verheerende Wirkung“ für die Freiheit etwa eines Christen in Malaysia, der deswegen dort als Feind der öffentlichen Moral betrachtet werde. Ebenso könne die Freiheit eines afrikanischen Anglikaners, ein Anti-Homosexuellen-Gesetz zu unterstützen, die Glaubwürdigkeit des Evangeliums in Europa belasten.

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