Herzlich grüße ich Sie auf diesem Wege eines schriftlichen Wortes zur Eröffnung der diesjährigen Friedensdekade unter dem Motto „Mauern überwinden“.
Im Jahr 20 nach der Wende, fast auf den Tag genau 20 Jahre nach der denkwürdigen Pressekonferenz mit Günter Schabowski und dem „Sofort. Ich denke, das tritt sofort in Kraft“ auf die Frage eines Journalisten, wann denn die uneingeschränkte Reisemöglichkeiten für DDR-Bürger bestehe, haben die Initiatoren der ökumenischen Friedensdekade dieses Motto gewählt: Mauern überwinden.
Vor 20 Jahren fiel die bekannteste Mauer der neueren Geschichte. Es ist nach wie vor ein Wunder, dass dies ohne Blutvergießen geschah, dass die Panzer in den Hallen blieben, dass die Provokationen zur Gewalt ins Leere liefen. Diese friedliche Revolution zeigt deutlich, dass es ohne Waffen und gewaltfrei möglich ist, tiefgreifende Veränderungen einzuleiten und bestehende Mauern zu überwinden. Daran soll in diesem Jahr die Friedensdekade besonders erinnern.
Welchen Beitrag haben die Kirchen, die Christinnen und Christen, dazu gegeben? Darüber wird gerade in diesen Tagen an vielen Orten nachgedacht, in Akademien und Kirchengemeinden diskutiert. In einer Welt, in der viele meinen, dass Konflikte nur mit Waffengewalt gelöst werden kann, sollen wir Christinnen und Christen immer wieder daran erinnern, dass Krieg und Gewalt nach Gottes Wille nicht sein soll. Auch wir selbst sind aufgefordert, unter uns und in die Gesellschaft hinein an der friedlichen Überwindung von Mauern aktiv mitzuwirken.
Mauern überwinden – ja, das ist friedlich möglich unter Gottes Zusage und Verheißung seines Friedensreiches.
Mauern gibt es noch so viele: in Israel und Palästina, zwischen Nord- und Südkorea, zwischen Armen und Reichen, …
Gebe Gott, dass die Tage der diesjährigen Friedensdekade uns alle miteinander neu stärken auf dem Weg zum Frieden, den es in der ganzen Welt an so vielen Stellen noch nicht gibt: Dass wir uns wo und wie immer möglich dafür einsetzen, dass Friede wird, in Friedensdiensten und Freiwilligendiensten jenseits und diesseits unserer Landesgrenzen, in unseren beruflichen Zusammenhängen, in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft, in unseren Familien und Freundeskreisen.
Dazu gebe Gott seinen Geist der Liebe und des Friedens.
Ihre
Ilse Junkermann, Landesbischöfin