06010016Es war auch etwas Wehmut dabei: Heute wurde der letzte Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen, Landesbischof Dr. Christoph Kähler, mit einem pfingstlichen Gottesdienst in der Eisenacher St. Georgen-Kirche in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolgerin, die württembergische Oberkirchenrätin Ilse Junkermann, wird dann Ende August bereits als Landesbischöfin der seit dem 01. Januar fusionierten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ihren Dienst antreten (vgl. dazu auch: „habent episcopam – Ilse Junkermann zur neuen Bischöfin der EKM gewählt„).

Die Superintendentin des Kirchenkreises Eisenach-Gerstungen, Martina Berlich,  sagte zu Beginn des Gottesdienstes: „Der Landesbischof geht. Wir vertrauen darauf, dass Gottes Geist bleibt. Auch in Eisenach.“ Und sie macht deutlich, dass mit diesem Gottesdienst auch ein Stück Kirchengeschichte zu Ende gehe: Denn mit diesem Gottesdienst werde der letzte Landesbischof in Eisenach verabschiedet. – Landesbischöfin Junkermann wird in Magdeburg residieren. Und auch das neue, dann gemeinsame Kirchenamt wird voraussichtlich ab dem Frühjahr 2011 nicht mehr in Eisenach sein, sondern seinen neuen Sitz im Collegium Maius in Erfurt beziehen.

In seiner Abschiedspredigt verwies Landesbischof Kähler darauf, dass die neue Kirche auf einem sehr guten Weg sei. So sei einer der ersten Beschlüsse der gemeinsamen Synode eine klare Ansage gegen Rechtsextremismus gewesen. Und er verwies auf die Barmer Synode, deren Beschlüsse gegen das damalige Nazi-Regime vor 75 Jahren sehr deutliche Worte gewesen seien, die noch heute Respekt fordern. In diesem Zusammenhang bedauerte er auch (ohne die Namen zu nennen) die Absage des römisch-katholischen Bischofs von Mainz, Karl Kardinal Lehmann und des ehemaligen Präsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Peter Steinacker, gemeinsam mit dem muslimischen Publizisten Navid Kermani den Hessischen Kulturpreis entgegen zu nehmen – woraufhin dem Muslim der Preis wieder aberkannt wurde. Kähler betonte, dass es immer wichtig sei, einen offenen und gewaltfreien Disput zu führen, statt Unterschiede einzuebnen. Man müsse sich auf Augenhöhe begegnen und sagen was man meint und meinen was man sagt. Nur damit könne das Gespräch begonnen werden. Diese Chance sei mit der Absage vertan worden.

Reformatorische Kirche seien die evangelischen Kirchen nicht, wenn und weil sie Strukturen änderten, sondern weil sie Falsches erkennen und sich sagen ließen, machte Kähler deutlich. Es sei ein gesellschaftliches Klima notwendig, in dem man Fehler zugeben dürfe, denn Fehler seien menschlich. Es sei unmenschlich zu meinen, eine Existenz ohne Fehler sei möglich.

Mit einem Empfang im Landeskirchenamt auf dem Pflugensberg schloss die Verabschiedung ab.

Die Abschiedspredigt ist im Wortlaut nachzulesen auf GlaubeAktuell: Predigt von Landesbischof Christoph Kähler

Foto: Landesbischof Christoph Kähler bei seiner Abschiedsrede im Landeskirchenamt – Quelle: privat