Kein schönes Jubiläum, welches wir heute begehen.
Am 26. April 1986 kam es im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl zum Super-GAU, einem Unfall, bei der der GAU, der größte Unfall, der als Möglichkeit in einem Atomkraftwerk angesehen wird, noch übertroffen wird. Tausende von Menschen sind auf Grund dieses Super-GAUs zu Tode gekommen oder erkrankt: Schilddrüsenkrebs, Magen-Darm-Erkrankungen, Herz- und Bluterkrankungen, Leukämie, Brustkrebs und Organ-Krebs-Erkrankungen, Jugend-Diabetes und Immunschwächen sind nur einige Beispiele.
Nach Informationen der „Hilfe für Tschernobyl-Kinder“ der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sind besonders Säuglinge und Kinder betroffen, die in dieser verstrahlten Umwelt geboren werden und aufwachsen. So habe die Säuglings- und Kindersterblichkeit zugenommen, ebenso seien vermehrt Missbildungen oder Totgeburten festzustellen. „Und die Zahl der Erkrankungen steigt weiter an. Der negative Höhepunkt ist nach der Meinung von Experten noch lange nicht erreicht, weil die Langzeitfolgen der Verstrahlung kaum abzuschätzen sind und erst allmählich sichtbar werden.„
Dennoch wird von interessierten Kreisen in Wirtschaft und Politik immer wieder eine Renaissance der Atomkraft prognostiziert. Für mich unfassbar. Denn neben den Unfall-Gefahren mit ihren unabsehbaren Folgen, besteht auch weiterhin die Gefahr, dass ein Atomkraftwerk in den Focus eines gezielten Terroranschlags genommen wird, oder dass sich die Atomtechnologie in Länder von Despoten ausbreitet, welche sich zu einer Nuklearmacht aufschwingen wollen. – Und es kann sich jederzeit wiederholen. Tschernobyl ist kein Ereignis in der Vergangenheit, sondern schneller als uns lieb ist ein Ereignis von morgen.
Auch die Endlager-Frage ist und bleibt ungeklärt. Vielmehr zeigt sich, dass die bislang als „Endlager“ deklarierten ehemaligen Bergwerke mit großen Fragezeichen zu versehen sind. Und es wird ein Müll produziert, der über Millionen Jahren sicher verwahrt werden muss. Hat hier eigentlich schon mal jemand die Folgekosten errechnet? Da ist jede noch so teure Kilowattstunde Solarstrom wahrscheinlich Peanuts dagegen – und dass müssen dann schon teure Peanuts sein … .
Wenige Wochen nach der Katastrophe wurde in Deutschland das Bundesumweltministerium (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) gegründet; es hat jetzt eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben, die mir zumindest Hoffnung auf den Sieg der Vernunft gibt: Lediglich 8% aller Bundesbürger sind nach dieser Umfrage der Meinung, dass die Atomenergie für sie und ihre Familien keine Gefahr darstellt. Dagegen sehen 37% in der Atomenergie eine große Gefahr, weitere 20% sogar eine sehr große Gefahr. Und auch sehr erfreulich: Für 35% der Bundesbürger geht der Atom“ausstieg“ (eher ein langsames Auslaufen …), wie er durch das Atomgesetz geregelt ist viel zu langsam.
Jede und jeder, die / der die Atomkraft als zukunftsweisende Energiequelle sieht muss sich darüber bewußt sein, dass wir damit tausenden von folgenden Generationen Belastungen aufbürden, die diese zu schultern haben, ohne auch nur den geringsten Vorteil davon zu haben. Das hat keine Generation vor dem Beginn des Atomzeitalters in dieser Weise gemacht. Und wenn es eine gemacht hätte, würden wir heute noch mit Wut, Ärger, Zorn und Unverständnis auf diese Menschen zurückblicken.
Die Bewahrung von Gottes Schöpfung um ihrer selbst und der Geschöpfe willen stelle ich mir anders vor.
Hintergründe:
- Wikipedia-Artikel „Katastrophe von Tschernobyl„
- Wikipedia-Artikel „Auslegungsstörfall„
- Der Kaiser ist ja NACKT – der Atomlobby saufen die „End“lager ab
- Von guten Geistern verlassen: Atomkraft als Klimaretter
- Link zur Forsa-Umfrage auf der Website des BMU (pdf-Dokument): Forsa-Umfrage
- Pars pro toto Hintergrundinformationen zum Atomkraftwerk Brunsbüttel: AKW Brunsbüttel strahlt
- Greenpeace-Studie zur Wirksamkeit der Vernebelung von Atomkraftwerken bei einem drohenden Terroranschlag (pdf-Dokument): Vernebelungstaktik der AKW-Betreiber
- Hörfunkbeitrag zum 20. Jahrestag der Katastrophe von Tscherobyl: Antenne Thüringen 22. April 2006
- Für alle in Thüringen, die sich engagieren wollen, gibt es auf der Website der Evangelischen Kirchengemeinde von Magdala eine Liste mit den in Thüringen aktiven Vereinen: Tscherobyl-Seite der Evangelischen Kirchengemeinde von Magdala
Foto: status 6 – Quelle: www.flickr.de
Wissens und Intelligenztest:
Was wissen Sie eigentlich über Kernenergie, Kernkraftwerke und Atomtechnologie.
Beantworten Sie dazu folgende Fragen:
Warum kann man durch Spaltung von Atomkernen Energie gewinnen?
5 Punkte (Mittelstufenwissen).
Funktioniert das bei allen Atomkernen?
5 Punkte (Mittelstufenwissen)
Was bedeutet die Abkürzung GAU?
Antwort: Größter anzunehmender Unfall für die Auslegung (Genehmigung eines Kernkraftwerkes)
Bei richtiger Wiederholung der Antwort: 1 Punkt
Welchen Sinn macht dann die populistische Wendung „Super-GAU“?
Antwort „Größter für die Auslegung eines Kernkraftwerkes anzunehmender Super-Unfall“. Decken Sie den populistischen Gehalt dieses Ausdrucks auf.
4 Punkte (Unsinn ist zwar oft nicht leicht zu erkennen, hier aber schon, daher nur drei Punkte)
Zu welchem Reaktortyp ist Tschernobyl zuzuordnen?
10 Punkte
Worin besteht der Unterschied zwischen westlichen Reaktor-Sicherheitssystemen und den Reaktorsicherheitsystem des Tschernobyl-Reaktors?
10 Punkte
Beschreiben Sie den unglaublichen Ablauf des Unfalls von Tschernobyl und untersuchen Sie, ob Gleiches auch in einem westlichen Reaktor geschehen könnte.
10 Punkte
Gab es in Tschernobyl Evakuierungspläne für den Fall eines Unfalls im Kernkraftwerk?
5 Punkte
Gibt es in Deutschland Evakuierungspläne und seit wann?
10 Punkte
Wann und wie wurde die Bevölkerung in Tschernobyl über das Ausmaß der Katastrophe informiert und wann und wie organisierten die russischen Genossen die Evakuierung?
10 Punkte
Welche Spaltprodukte haben die Umgebung von Tschernobyl verseucht und wie lang sind deren Halbwertszeiten?
10 Punkte.
Würden bei einem Unfall in einem deutschen Druckwasser-Reaktor vergleichbare Spaltprodukte austreten können?
10 Punkte
Zusatzfragen ohne Bewertung:
ZUR Ausbreitung in despotischen Ländern:
Findet das Atomprogramm Finnlands in einem despotischen Land statt?
Findet das Atomprogramm Frankreichs in einem despotischen Land statt?
Kann man das Atomprogramm des IRANS, Chinas, Pakistans, Indiens stoppen und wenn Sie der Meinung sind, daß das möglich ist, beschreiben Sie wie das Ihrer Meinung nach angegangen werden soll. in einem despotischen Land statt?
Findet das Atomprogramm des IRANS in einem despotischen Land
Was trifft einen Menschen härter:
a) durch einen Unfall in einem Atomkraftwerk geschädigt zu werden oder ums Leben zu kommen, oder
b)durch einen Verkehrsunfall geschädigt zu werden oder ums Leben zu kommen.
c) welche Wahrscheinlichkeit ist höher. Beweisen Sie das anhand der Statistiken.
Wenn Sie sich die Mühe gemacht haben, die Zusatzfragen zu durchdenken, erhalten Sie für den Fleiß
zehn in Zahlen: 10 Punkte!!!!!
Bewertung:
Mögliche zu erreichende Gesamtpunktzahl: 100
Ratschläge:
Bei erreichter Punktzahl:
5 Punkte: Legen Sie den Schreibgriffel aus der Hand und leugnen Sie, jemals eine Schule besucht zu haben. Sie müssen deswegen nicht auf allen Gebieten eine Niete zu sein! Auf diesem Gebiet aber sind Sie ein ungebildeter geltungssüchtiger Versager!
10 – 20 Punkte: Es ist zwar nicht aussichtslos, doch versuchen Sie noch einmal Ihre Bildung von Anfang neu zu beginnen, bevor Sie sich zu einem Thema äußern, von dem Sie offensichtlich nichts verstehen
21 – 30 Punkte: Reicht nicht aus, um eine informierte Meinung zu haben. Wissen ist noch nicht höher als auf dem Niveau der Bildzeitung,
31-40 Punkte: Am Stammtisch können Sie sich schon mal äußern. Aber bitte nur zu den Fragen, die Sie richtig beantwortet haben.
51-60 Punkte: Hier beginnt die Bildung.
61 – 70: Alle Achtung! Sie gehören zu den interessierten und informierten Laien.
71 Punkte und höher: Sie haben wahrscheinlich Naturwissenschaften studiert