„Wenn alle Staaten ihre guten Vorsätze in Sachen Klimaschutz tatsächlich wie versprochen umsetzen, dann werden wir bis zum Ende dieses Jahrhunderts bei einer Erwärmung von fünf bis sechs Grad Celsius landen. Eigentlich muss man sagen: Wir planen die Katastrophe“, so Dr. Burkhard Gnärig, Geschäftsführer des Berlin Civil Society Center und Vorstandsvorsitzender der Hilfsorganisation Save the Chrildren, am 13. November 2008 auf dem Fachtag des Deutschen Fundraising Verbandes in Berlin.

Gnärig machte diese Feststellung, basiert auf einer kurz vor der Veröffentlichung stehenden Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT), vor dem Hintergrund der Diskussion um die derzeitigen Bemühungen zur Behebung der aktuellen Finanzkrise. Für ihn ist es unverständlich, dass für solche kurzfristigen Katastrophen, wie die Finanzkrise, in kürzester Zeit erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden können, für die langfristige Katastrophe des Klimawandels dagegen vergleichsweise geringes Kapital. Und die Finanzkrise sei im Vergleich zu der zu erwartenden Umweltkatastrophe wirklich nur Peanuts (vgl. dazu u.a. „Propheten mundtot machen – Andacht zu Jeremia 26,1-19“ und „Öl ist viel zu billig„).

Und dass dieses Bewußtsein in der bundesdeutschen Politik zu Teilen noch nicht angekommen ist, macht die derzeitige Debatte um die Frage einer pauschalen Steuerbefreiung für neu gekaufte Autos deutlich, die geführt wird, um die Automobil-Industrie wieder in Gang zu bringen: Hier werden Autos von der Steuer befreit, egal, ob es Spritsäufer (und entsprechend Klimaschädlinge) sind oder nicht; ja es geht sogar so weit, dass PS-starke, und damit durstigere Fahrzeuge durch diese Regelung wesentlich mehr entlastet werden, als die Autos, welche eine geringe PS-Kraft und geringeren Sprit-Bedarf haben. Klimapolitisch vollkommen Kontraproduktiv (zumal die alten Autos ja dann nicht verschrottet werden, sondern irgendwo anders weiterlaufen …).

Wir müssten endlich lernen, langfristig zu denken. In Zeiträumen vieler Generationen. So ist beispielsweise das Problem des Atommülls noch immer vollkommen ungeklärt – und die Behauptung von solchen Politikern wie Söder, dass Gorleben ein sicheres Endlager sei, und es daher nicht mehr notwendig ist, weitere mögliche Standorte zu vergleichen, ist genausoviel wert wie die Behauptungen von Politikern, die Asse sei ein sicheres Endlager.

Wir müssen uns klar machen: Unsere Nachfahren müssen schon jetzt über Jahrtausende mit dem lebensgefährlichen atomaren Dreck umgehen, den wir bislang produziert haben (vgl. dazu u.a. meinen Blog-Artikel „Fastenzeit zur Auferstehung – Predigt zu Matthäus 4,1-11“ oder auch „Von guten Geistern verlassen: Atomkraft als Klimaretter“).

Gnärig ist der Ansicht, dass das Problem vor allem darin liege, dass die meisten der politischen Entscheidungsträger im Regelfall bestenfalls in Vier-Jahres-Zeiträumen denken (von einer Wahl zur nächsten) und die überwiegende Zahl der Unternehmen in noch kürzeren Zeiträumen: In Vierteljahreszeiträumen der Finanzberichte für ihre Shareholder (bei denen es dann darum geht, ob in der kurzen Frist Gewinne erzielt wurden, oder nicht).

Ich denke, wir als Christinnen und Christen müssen uns unserer Verantwortung für die Schöpfung klar sein. Und diese Verantwortung braucht einen viel längeren Blick, als den von einem Finanzbericht zum nächsten oder einer Wahl zur nächsten. – Aber um dieses Bewußtsein innerhalb des Christentums zu erreichen ist wohl auch noch unter uns sehr, sehr viel zu tun.