Anlässlich des 60sten Geburtstages des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), den wir heute begehen dürfen, und der noch immer zerrissenen Christenheit hoffe ich sehr, dass der ÖRK noch lange nicht in Rente geht, sondern seine Blütezeit noch bevorsteht.
Am 23. August 1948 war der ÖRK – der auch „Weltkirchenrat“ genannt wird – mit einem Gottesdienst in der Nieuwe Kerk in Amsterdam gegründet worden. Dort fand am gestrigen Freitag anlässlich des Jubiläums auch ein Festgottesdienst des ÖRK statt. Neben den Alt-Katholischen Kirchen zählten auch Anglikaner, Lutheraner, Reformierte, einige Altorientalische und Orthodoxe Kirchen, die Methodisten, einige Baptistenkirchen, die Heilsarmee und die Quäker zu den Gründungsmitgliedern des ÖRK.
Die römisch-katholische Kirche hat sich bis heute leider nicht entschließen können, sich dem ÖKR als Mitglied anzuschließen. Erst 1968, drei Jahre nach Beendigung des Zweiten Vatikanischen Konzils, nahmen überhaupt erstmals offizielle Beobachter der römisch-katholischen Kirche an einer Vollversammlung teil. Mittlerweile arbeitet die römisch-katholische Konfession zumindest in den beiden Kommissionen „Glauben und Kirchenverfassung“ sowie „Weltmission und Evangelisation“ mit.
Ein wichtiger Meilenstein des ÖRK ist die Lima-Erklärung von 1982, mit der die Mitgliedskirchen des ÖRK weitreichende Übereinstimmungen beim Verständnis von Taufe, Eucharistie und Amt festgestellt haben. Bei der entsprechenden Versammlung der Kommission „Glauben und Kirchenverfassung“ in Peru / Lima wurde auch die dann nach diesem Ort benannte Lima-Liturgie zum ersten mal gefeiert. Nahezu bei jedem Kirchentag und jedem Katholikentag wird von Seiten der Alt-Katholischen Kirche gemeinsam mit der Evangelischen Kirche und den Anglikanern ein Ökumenischer Abendmahls-/Eucharistie-Gottesdienst nach dieser Liturgie gefeiert (siehe Foto: der Alt-Katholische Bischof Joachim Vobbe beim gemeinsamen Brotbrechen mit der Evangelischen Bischöfin Maria Jepsen bei der Lima-Liturgie anlässlich des Ökumenischen Kirchentages in Berlin).
Allerdings gibt es auch immer wieder Spannungen im ÖRK: So gibt es immer wieder Konflikte in den Fragen der Sexualethik – insbesondere beim Thema „Homosexualität“ -, beim Amtsverständnis und bei der Frage der Frauenordination. Konflikte, die – bis auf die Frage des Amtsverständnisses – ja auch die Auseinandersetzungen zwischen den liberaleren und den fundamentalistischeren Kräften innerhalb der Anglikanischen Weltgemeinschaft bestimmen, wie die Lambeth-Konferenz nochmal sehr deutlich gemacht hat, welche vor wenigen Wochen im britischen Canterbury stattgefunden hat (vgl. dazu u.a.: „Hintergrund: Lambeth-Konferenz der Anglikanischen Kirchengemeinschaft„).
Archivaufnahme von Pfarrer Dr. Martin Niemöller, des ehemaligen Präsidenten des ÖRK, über die Gründung des ÖRK (mp3): Der 23. August 1948 wird nicht mehr vergessen …
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