In der heutigen Süddeutschen Zeitung musste ich lesen, dass in der geschwisterlich in Kirchengemeinschaft mit den Alt-Katholischen Kirchen verbundenen Anglikanischen Kirche eine Spaltung droht (eine direkte Verlinkung zu dem Artikel bei der SZ ist leider nicht moeglich): In Jerusalem haben sich rund 1.100 anglikanische Kirchenvertreter & Kirchenvertreterinnen, darunter auch 291 Bischöfe zu einer „Globalen Anglikanischen Zukunftskonferenz“ versammelt, die gegen die Frauenordination und gegen die Zulassung homosexueller Menschen in den priesterlichen Dienst sind.
Die in Jerusalem versammelten Anglikanerinnen & Anglikaner sehen in diesen Entwicklungen Abweichungen von der biblischen Lehre und der anglikanischen Tradition. Deswegen sei es nun aus pastoralen Gründen notwendig, eigene Strukturen aufzubauen. Als erstes wurde bereits in Jerusalem ein siebenköpfiger Bischofsrat eingerichtet, welcher zukünftig das Beschlussgremium des konservativen Flügels sein soll.
Die versammelten Anglikanerinnen & Anglikaner haben bekundet, dass sie an der nächsten Lambeth-Konferenz, welche am 16. Juli im britischen Kent beginnen wird, nicht teilnehmen wollen. Da die Lambeth-Konferenz die alle 10 Jahre stattfindende Vollversammlung aller Anglikanischen Bischöfe & Bischöfinnen ist (auch die Alt-Katholische Kirche hat hier Sitz und Stimme), in der gemeinsam über den Weg der Kirche diskutiert wird (ohne dass hier synodal-verbindliche Entscheidungen fallen), käme dies dem Beginn einer Spaltung gleich.
Wenn es tatsächlich zu einer Spaltung zwischen den „Konservativen“ (v.a. afrikanische Anglikaner) und den „Liberalen“ kommen sollte, wäre dies eine einschneidende Entwicklung. Denn die Anglikanische Kirche besteht derzeit aus rund 78 Millionen Mitgliedern weltweit. Hinter den in Jerusalem versammelten Anglikanern stehen davon rund 35 Millionen, also fast die Hälfte. Das wäre eine tragische Entwicklung.
Ich hoffe und bete, dass der Ehrenprimas der Anglikaner, Erbischof Rowan Williams von Canterbury, es noch schafft, eine solche Entwicklung zu verhindern. Wir dürfen das neue Jahrtausend nicht gleich wieder mit einer neuen Spaltung beginnen, sondern sollten versuchen, zu einer Einheit der Kirchen und Glaubensauffassungen in ihrer Vielfalt zusammenzufinden. Gerade die Anglikanische Kirche mit ihrer Richtungsbreite war mir hier bisher immer ein gutes Vorbild, dass so etwas funktionieren kann.
Nachtrag: Ein Beitrag zur so genannten „Zukunftskonferenz“ in der Sendung „Tag für Tag“ im DeutschlandRadio: „Konferenz der Anglikaner in Jerusalem“
Foto: sjOmO – Quelle: http://www.flickr.de