91% des Kakaos für die Schokolade, die in Deutschland verbraucht wird, stammt aus Westafrika – mehr als die Hälfte davon von der Elfenbeinküste. Etwa 1 Million Kinder arbeiten dafür auf den Kakao-Plantagen – teilweise unter sklavenartigen Bedingungen.
Die Schokoladen-Industrie hat vor diesem Hintergrund 2001 eine Selbstverpflichtung zur Abschaffung der Kinderarbeit unterzeichnet, um diese Verhältnisse zu ändern. Passiert ist seit dem nahezu nichts.
Ich hatte dieses Problem nach einem Monitor-Bericht im September 2007 bereits in einem anderen Blog-Beitrag angesprochen (vgl. „Vorsicht: Schokolade!“), und dort darauf hingewiesen, dass Verbraucher, die auf faire Bedingungen bei der Rohstoffproduktion achten, auf faire Produkte mit Transfair-Siegel (wie z.B. von der gepa) zurückgreifen können.
Aber voraussichtlich noch in diesem oder im nächsten Jahr wird mit der Alfred Ritter GmbH (die gegenüber Monitor übrigens im September ein Interview verweigert hatten, was mich angesichts der positiven Informationen, die ich nun in der taz fand, sehr erstaunt) einer der führenden Schokoladenhersteller eine sowohl fair gehandelte, als auch unter ökologischen Kriterien produzierte Schokolade auf den Markt bringen.
Das Experiment läuft bereits seit 1991, als Marli Hoppe-Ritter, Enkelin des Firmengründers, sich mit Kakao-Bauern im nicaraguanischen Waslala traf. Im Jahr 2000 erhielten die ersten Bauern dann das Zertifikat der Europäischen Union für Bioanbau, und seit 2002 wird der erste Bio-Kakao an Ritter geliefert. Dabei zahlt Ritter einen um einen Drittel höheren Preis für den Kakao, als den Weltmarktpreis. Folge: Die Kakao-Bauern können ihre Kinder zu Schule schicken, statt sie in den Plantagen arbeiten lassen zu müssen, und es stellt sich ein bescheidener Wohlstand ein.
Neben dem persönlichen Engagement von Marli Hoppe-Ritter trug auch öffentliche Aufmerksamkeit trug dazu bei. Hoppe-Ritter erzählt gegenüber der taz, dass immer mehr Verbraucher von der Firma Auskunft darüber verlangen, unter welchen Bedingungen die Schokolade hergestellt wird – sowohl unter gesundheitlichen Aspekten (wird GenTech verwendet? werden Pestizide eingesetzt? …), aber auch unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit (was verdienen die Kakao-Bauern? wird Kinderarbeit eingesetzt? …).
Nach Ansicht von Hilfsorganisationen ist diese öffentliche Aufmerksamkeit auch der effektivste Weg, auch beim Rest der Schokoladen-Industrie ein Umdenken zu bewirken. Ein Boykott der unfairen Schokolade würde nicht zu einer Verbesserung der Lage führen. Man solle den Zuständigen der Schokoladen-Industrie und den Kakaoimporteuren lieber schreiben, dass man über die Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen informiert sei, und diese dazu auffordern, darauf hinzuwirken, dass diese Ausbeutung beendet wird.
Die Frankfurter Rundschau hat zwei entsprechende Schreiben vorbereitet und ins Internet gestellt. Sie sind als pdf-Dateien zu finden unter www.fr-online.de/osterhase
Weitere ausführliche Hintergrundinfos:
tageszeitung, 23./24. Februar 2008: Quadratisch. Praktisch. Fair.
Frankfurter Rundschau, 15./16. März 2008:
Website der Welthungerhilfe: Kinderarbeit in der Kakaoherstellung: „Sie wissen noch nicht einmal, wie Schokolade schmeckt“
Foto: manwalk – Quelle: http://www.pixelquelle.de