Seit Montag, 25. Februar 2008, dem Jahrestag der Zerstörung der Waidhäuser und der Bibliothek des Klosters durch britische Bomber gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, ist die Lutherstätte Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt offiziell Nagelkreuz-Zentrum. Damit macht das Augustinerkloster deutlich, dass es für Versöhnung und Frieden beten und eintreten will – gerade auch an einem Ort, an dem 267 Menschen Schutz gesucht und dabei durch den Bombenangriff und die Zerstörung der Bibliothek ums Leben gekommen sind.
In einem Festgottesdienst wurde dem Kloster das Nagelkreuz der internationalen Nagelkreuz-Gemeinschaft durch Reverend Canon Adrian Daffer von der Kathedrale von Coventry und Pfarrer Hartmut Ebmeier, den Vorsitzenden der Nagelkreuz-Gemeinschaft, überreicht. Im Anschluss der Grundstein für den Wiederaufbau der 1945 bei dem Bombenangriff zerstörten Bibliothek gelegt.
Die Nagelkreuz-Gemeinschaft ging nach dem zweiten Weltkrieg von Coventry aus, deren Kathedrale im November 1940 im zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomber zerstört worden war. Aus Nägeln in den Trümmern dieses anglikanischen Gotteshauses wurde das erste Nagelkreuz geformt. Unter diesem Zeichen soll die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Nationen und Religionen ausgebaut werden.
Mittlerweile gibt es Deutschland-Weit bereits mehr als 50 Nagelkreuz-Zentren. Das Augustinerkloster ist das erste Zentrum der Gemeinschaft in Thüringen.
In den Zentren wird im Regelfall an jedem Freitag um 12:00 Uhr das Versöhnungsgebet von Coventry gebetet. Im Augustinerkloster soll dies in das Mittagsgebet der Schwestern von der Communität Casteller Ring integriert werden, die im Augustinerkloster mitwirken. Nach Fertigstellung des neuen Bibliotheks-Gebäudes soll das Nagelkreuz dann seinen Platz in der Gedenkstätte finden, welche im Keller der Bibliothek für die Menschen eingerichtet wird, die bei der Zerstörung der Bibliothek im Zweiten Weltkrieg dort ums Leben gekommen sind.
Das Versöhnungsgebet von Coventry:
ALLE HABEN GESÜNDIGT
UND ERMANGELN DES RUHMES,
DEN SIE BEI GOTT HABEN SOLLTEN. (Röm 3,23)
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt,
Volk von Volk, Klasse von Klasse,
VATER VERGIB
Das Streben der Menschen und Völker
zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist
VATER VERGIB
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen
ausnutzt und die Erde verwüstet
VATER VERGIB
Unseren Neid auf das
Wohlergehen und Glück der Anderen
VATER VERGIB
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der
Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlingen
VATER VERGIB
Die Wollust, die uns zum sexuellen
Missbrauch unserer Mitmenschen verleitet
VATER VERGIB
Den Hochmut, der uns verleitet, auf
uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott
VATER VERGIB
SEID UNTEREINANDER FREUNDLICH, HERZLICH
UND VERGEBET EINER DEM ANDEREN,
WIE GOTT EUCH VERGEBEN HAT
IN JESUS CHRISTUS. (Eph. 4,32)