„Härtere Gangart bei der Mission“ titelt die taz, „Vatikan pocht auf Recht zur Missionierung“ der Stern. Hintergrund ist eine „Lehrmäßige Note zur Evangelisierung“, welche von der römisch-katholischen Glaubenskongregation am Freitag, dem 14. Dezember 2007 veröffentlicht wurde.

Ich habe mir daraufhin den entsprechenden Text auf der Website des Radio Vatikan durchgelesen – und kann die Aufgeregtheit bezüglich des Grundthemas „Mission“, welche die Überschriften von taz und Stern vermitteln, nicht wirklich verstehen. Im Endeffekt legt der Vatikan in langen und etwas ermüdenden Zeilen nur dar, dass es für ihn selbstverständlich ist und bleibt, mit nicht-römisch-katholischen Menschen im Dialog zu sein, und dass die römisch-katholische Kirche es natürlich gerne sehen würde, wenn dieser Dialog dazu führt, dass die Dialogpartnerin / der Dialogpartner sich der römisch-katholischen Kirche anschließt.

Ganz ausdrücklich wird dabei betont, dass dieser Dialog so erfolgen soll, dass jede unrechtmäßige Druck in Form von Zwang oder Überredung vermieden wird.

Ich finde dieses Ansinnen an und für sich nicht verwerflich.

Ich selber bin auch von der Christlichen Religion auf der einen Seite und der Ausprägung des Christentums durch meine Alt-Katholische Kirche mit ihrer bischöflich-synodalen Struktur, ihrer ökumenischen Ausrichtung und den modernen Auffassungen z.B. zu Frauenordination oder Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften auf der anderen Seite überzeugt. Und natürlich werde ich anderen von meiner Überzeugung erzählen und freue mich, wenn Menschen hier ihre kirchliche Heimat finden.

Allerdings störe ich mich etwas an dem überheblichen Tonfall des Textes der Glaubenskongregation, der – wie schon bei dem Kongregations-Dokument vom Juli (vgl. der Beitrag „Nur Rom ist Kirche“) – „die Fülle der Wahrheit“ anscheinend nur bei der römisch-katholischen Teil-Kirche zu sehen vermag.

Ich bin der Ansicht, dass die Fülle der Wahrheit Gottes unser Begreifen immer übersteigt. Im ersten Brief des Johannes wird das so umschrieben: „Gott ist größer als unser Herz“ (1 Johannes 3,20). Und auch der christliche Glaube an einen Drei-Einigen Gott ist ein grundlegendes Bekenntnis nicht nur zu Einheit, sondern gerade auch zu Pluralität.

Das hat übrigens nichts mit Beliebigkeit oder Gleich-Gültigkeit zu tun: Ich bin ganz entschieden glaubender Christ. Und ich vertrete in Gesprächen auch meinen Glauben. Aber ich respektiere zutiefst die Auffassungen anderer (solange diese nicht als unumstößliche Ideologie daher kommen) und gehe davon aus, dass mich jede Begegnung und jedes Gespräch mit z.B. einer anderen christlichen Konfession neue oder in meiner Tradition verschüttete Erkenntnis-Schätze entdecken lassen kann.

Jede Behauptung, man selber habe die Wahrheit gepachtet, kann m.E. nur auf ideologische Engstirnigkeit hinauslaufen, die mit Gottes Größe nicht mehr viel zu tun hat. Denn wie klein macht eine solche Glaubensauffassung Gott: Sie meint Gott bis ins Letzte zu begreifen und seine Wahrheit zu erkennen. Sie hat Gott im Griff. Gott und seine Wahrheit werden im Endeffekt zu einer berechenbaren Größe degradiert. Für mich eine vollkommen absurde Vorstellung. Oder, um es mit Worten der Bibel zu sagen: „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will? … Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was auf der Hand liegt; wer kann dann ergründen, was im Himmel ist?“ (Buch der Weisheit, Kapitel 9 Verse 13 und 16).

Der Text der Glaubenskongregation ist zu finden auf der Seite von Radio Vatikan unter dem Titel: „Lehrmäßige Note zur Evangelisierung“