Am gestrigen Sonntag wurde die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung im rumänischen Sibiu beendet. Rund 2.000 Delegierte von insgesamt 125 Kirchen hatten sich für knapp eine Woche versammelt, um Gemeinsamkeiten auszuloten und den Konziliaren Prozess wieder voranzubringen.
Wie kaum anders zu erwarten, wurde die schmerzliche Wunde konstatiert, die durch die Trennung der christlichen Konfessionen bestehe. Erstaunlich finde ich allerdings, dass sich der römisch-katholische Kurienkardinal Walter Kasper lt. Medienberichten von Teilen der Erklärung „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ der vatikanischen Glaubenskongregation (vgl. mein Beitrag „Nur Rom ist Kirche“ auf dem Blog www.theologisch.com vom 10. Juli d.J.) distanziert haben soll. Das deutet zumindest darauf hin, dass auch in der Spitze der römisch-katholischen Kirche wahrgenommen zu werden scheint, dass die Erklärung vom Juli unnötig Salz in offene Wunden gestreut hat.
In Sachen Ökumene soll nun auf europäische Ebene die Diskussion um die gegenseitige Anerkennung der Taufe fortgesetzt werden (das ist m.E. ohnehin sehr überfällig!). Das sei Basis für die Gespräche über das Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirche.
Erfreulich finde ich auch, dass die Themen des Konziliaren Prozesses – Frieden, Gerechtigkeit, Schöpfungsbewahrung – wieder aufgenommen und ins Gedächtnis zurückgerufen worden sind. So soll der September (jeweils bis zum Festtag des Umwelt-Patrons Franziskus von Assisi am 04. Oktober) zu einem Monat des Gebets für die Schöpfungsbewahrung und die Förderung eines nachhaltigen Lebensstiles ausgerufen werden. Initiativen zum Erlass der Schulden und zur Förderung des gerechten Handels mit der so genannten Dritten Welt sollen unterstützt werden. Und Christinnen und Christen wurden dazu aufgefordert, Migrantinnen und Migranten als Bereicherung zu sehen.
Ich fände es genial, wenn gelingen könnte, was der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Ishmael Noko in einer Grußbotschaft als Hoffnung ausdrückte: Dass zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 Christinnen und Christen aller Konfessionen gemeinsam am Tisch des Herrn Abendmahl feiern können.
Bericht über Sibiu auf idea: „Ökumene-Bilanz: ‚Wir sind noch getrennt‘“
Das Abschlussdokument von Sibiu ist im Moment leider noch nicht zum Download erhältlich. Es wird demnächst allerdings unter folgendem Link zu finden sein: 3. Ökumenische Versammlung