SelbstportraitDie Ereignisse in der sächsischen Stadt Mügeln haben leider mal wieder deutlich gemacht, dass sich in Deutschland Regionen entwickeln, in denen ich mich auch als Deutscher nicht mehr wohl fühlen kann. Dass dabei die Bundesländer hier im Osten Deutschlands immer wieder besonders auffallen (hier eine Chronik ausländerfeindlicher Übergriffe der letzten Jahre), macht mich besonders traurig. – Wie kann es sein, dass eine Meute von 50 Leuten Mitbürger ausländischer Herkunft durch die Straßen jagen, ohne dass Einwohner von Mügeln sich dagegen stellen?

Einer der Autoren im Team des theolounge-Weblogs vermutet „die Angst um die eigene Identität“ als Basis für solch menschenverachtende Taten rechter Gewalttäter wie in Mügeln. Ich denke, er hat recht. Es ist wahrscheinlich fehlendes Selbstwertgefühl, mangelndes Selbstbewusstsein, welches hier zum Tragen kommt. Die simple schwarz-weiß-Malerei rechtsextremen Gedankengutes gibt dann eine scheinbare Sicherheit, an die sich Menschen festklammern können, die keinen echten Halt in sich selber finden und deswegen die Verantwortung für die eigenen Schwierigkeiten immer bei anderen suchen müssen.

Hier haben die Kirchen m.E. eine große Verantwortung. Nicht nur, dass sie klar und deutlich gegen solch neo-nazistische Entwicklungen ihre Stimmen erheben müssen. Sondern auch,

  • indem sie mit der Ökumene der Kirchen vorleben, dass Pluralität eine wertvolle und Kreativität schaffende Kraft ist, welche die eigene Identität nicht schwächt, sondern bereichert,
  • indem sie zeigen, dass alle Kirchen immer wieder durchaus auch wesentliches voneinander lernen können, in dem Wissen, dass Gottes Geist in jeder Kirche weht,
  • indem sie die unterschiedlichen Auffassungen, Strukturen und theologischen Sichtweisen der jeweils anderen als wertvoll erachten, ohne diese gleich für die eigene Kirche adaptieren zu müssen.

Es wäre doch ein gutes Zeichen sowohl als christliches Engagement gegen Rechtsextremismus als auch für gelebte Ökumene in Deutschland, wenn Mitglieder aller christlichen Kirchen gemeinsam hier in Thüringen, vielleicht aber ja sogar deutschlandweit, mit einer Plakat-Aktion „Gesicht zeigen“ an die Öffentlichkeit treten, zu der Christinnen und Christen Portrait-Fotos von sich einschicken, um sich als Christinnen und Christen gemeinsam gegen rechte Gewalt auszusprechen. – Ich wäre dabei!
Die Stadt Halberstadt hat es vorgemacht. Dort beteiligen sich über 900 Menschen an der entsprechenden Fotoaktion.

Ein interessanter Link zu Aktionen gegen Rechtsextremismus ist die Aktion offenes Deutschland.