Heute wurde in München eine ‚Christ-Katholische Gemeinde in Deutschland‘ (CKK) gegründet. Die Namenswahl dieser Gemeinde wird in alt-katholischen Kreisen kritisch gesehen, da mit ihr eine Verwechslungsgefahr mit den alt-katholischen Kirchen der Utrechter Union, deren Schweizer Zweig den Namen Christkatholische Kirche trägt, in Kauf genommen wird.

Hinter dieser Neugründung steht die so genannte ‚Nordisch-Katholische Kirche (NKK)‚, die im Jahr 2000 von ehemaligen Mitgliedern der evangelisch-lutherischen Staatskirche in Norwegen gegründet wurde, welche lt. Selbstauskunft den Unfehlbarkeitsanspruch des Bischofs von Rom ablehnen und gleichzeitig eine starke Affinität zur orthodoxen Liturgie und Theologie haben. Die NKK wiederum hat sich in die so genannte ‚Union von Scranton‘ mit der amerikanischen Polnisch-National-Katholischen Kirche (PNCC) vereinigt, welche im Jahr 2003 die Utrechter Union der Alt-Katholischen Kirchen verlassen hat. Grund für den Bruch mit der Utrecher Union war die Einführung der Frauenordination in alt-katholischen Kirchen der Utrechter Union (1996 waren die ersten beiden Frauen im deutschen Alt-Katholischen Bistum zu Priesterinnen geweiht worden) sowie der offene Umgang mit homosexuell liebenden Menschen, für die in der alt-katholischen Kirche auch die Möglichkeit besteht, ihre Partnerschaft segnen zu lassen.

Als problematisch sehe ich als alt-katholischer Christ auch die konkrete Formulierung in der Deklaration der ‚Union von Scranton‘ zu diesen beiden Fragen: „Wir lehnen die zeitgenössischen Erneuerungen innerhalb der Anglikanischen und Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union ab, die der Schrift und der Tradition der alten Kirche widersprechen: die Ordination von Frauen zum Priesteramt, die Bischofsweihe von Frauen und die sakramentale Segnung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften.

Mit dieser Formulierung wird indirekt behauptet, dass Christinnen und Christen, welche die Frauenordination befürworten und/oder eine offene Einstellung gegenüber homosexuell liebenden Menschen vertreten, nicht schrift- und traditionsgemäß leben und denken. Diese Unterstellung weise ich für mich und für meine Kirche entschieden zurück.

Zum Generalvikar und Administrator der Nordisch-Katholischen Kirche in Deutschland wurde der ehemals alt-katholische Priester Klaus Mass ernannt. Gegenüber der römisch-katholischen Nachrichtenagentur kna machten der Bischof der NKK, Roald Flemstad, und der neue Pfarrer der Christ-Katholischen Gemeinde, Klaus Mass, lt. Domradio deutlich, dass sie sich als Brücke zwischen alt-katholischer und römisch-katholischer Kirche verstünden.

In die NKK/CKK wurden im Rahmen der Gründung außerdem die Brüder des Klosters St. Severin aus Leinau aufgenommen, welche sich im Oktober 2010 vom Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deuschland getrennt hatten und bereits frühzeitig an der Gründung der CKK gearbeitet haben.