Heute wird nun in Berlin abgestimmt. Und heute Abend werden wir wissen, ob die Taktik des rot-roten Senats aufgegangen ist, das Volksbegehren schon alleine dadurch zum Scheitern zu bringen, dass es nicht mit einer der ohnehin in diesem Jahr stattfindenden Wahlen zusammengelegt wird, sondern einen eigenen Termin erhält (vgl. dazu auch „Berlin in Angst vor Reli„).

Schon wegen dieser Trickserei und dem Einsatz von Steuermitteln für die „Pro-Ethik-Kampagne“ würde ich mir wünschen, dass „Pro Reli“ die 613.000 benötigten Ja-Stimmen zusammenbekommt und sich durchsetzt. Zumal es ja darum geht, den Schülern freie Wahl zwischen Ethik und Religion zu geben (das Fach Ethik wird ja mit der Einführung des Wahlpflichtfaches Religion nicht abgeschafft; aber das Fach Religion ist dann nicht mehr ein freiwilliges „Anhängsel“, für welches Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich genauso wenig Motivation aufbringen würden, wie für ein freiwilliges „Anhängsel“ Ethik oder Mathe oder Englisch oder was auch immer …).

Die Hauptdebatte dreht sich ja immer wieder darum, ob denn ein Religions-Unterricht in der Multikulturalität solcher Städte wie Berlin genauso breit angelegt sein kann, wie ein Ethik-Unterricht. Ich denke, jede und jeder, der Schulunterricht genossen hat, weiß, dass es immer sehr von der Lehrerin oder dem Lehrer abhängt, wie gut und ausgewogen ein Ethik- oder ein Religions-Unterricht ist, und wie eng oder breit er aufgestellt ist. Das ist oft genug davon abhängig, wie enge Scheuklappen das jeweilige Lehrpersonal trägt. Und enganliegende Scheuklappen dürfte es auch bei genügend Ethik-Lehrenden geben, so dass auch hier mit Einseitigkeiten zu rechnen sein wird.

Eine sehr gute Idee, die soweit ich sehe allerdings gar nicht zur Debatte stand, haben eine Schülerin und ein Schüler in der Samstags-Ausgabe der Frankfurter Rundschau ins Spiel gebracht: „Pflichtfach Reli und Ethik„. Sie plädieren dafür, die beiden Fächer nicht gegeneinander zu stellen, sondern beide verpflichtend zu machen: Ein verpflichtendes Fach Ethik bietet nach Ansicht von Madeleine Stanev (18) und Florian Rutsch (19) „nicht nur die Möglichkeit, Wissen über verschiedene Religionen zu vermittteln, sondern es schafft vor allem einen Diskurs zwischen Kulturen und Verständnis für unsere abendländischen Werte. … Nichtsdestotrozt ist es weiterhin nötig, Schülern die Hintergründe ihrer eigenen Glaubensrichtung nahezubringen. Denn nur wer sich dieser bewusst ist, kann in ethischen Fragen von einem eigenen festen Standpunkt aus argumentieren.“

Bedauerlich, dass diese Idee weder von der Pro-Ethik-Initiative noch von den Pro-Reli-Leuten angedacht wurde. Es wäre m.E. ein sehr guter Kompromiss.